15 Jahre Ryu-Shukai am TSC Eintracht
Am Samstag, den 12.11.2016, trafen sich alle Kampfkunstinteressierten zum jährlich stattfindenden Treffen der Stile, dem Ryu-Shukai-Lehrgang.
Bereits seit 15 Jahren richtet unsere Karateabteilung diesen Lehrgang aus.
Die Referenten (v.l.n.r.): Holger Deimann, Alf Lehmann (4. Dan), Martin Nienhaus (5. Dan), Wolfgang Stramka (5. Dan) (unten), Phong Nguyen (5. Dan), Horst Kallinowski (10. Dan HK-Ryu), Reiner Palloch (3. Dan Modern Arnis). Axel Frerk (3. Dan Aikido) fehlt auf diesem Foto.
Acht hochgraduierte Experten boten den etwa 70 Teilnehmern Einblicke in verschiedene Kampfkünste. So gaben Axel Frerk, Reiner Palloch, Holger Deimann und Horst Kallinowski während des neunstündigen Lehrgangs Einblicke ins Aikido, Modern Arnis (philippinischen Stockkampf), Luta Livre (brasilianischer Kampfsport) und in realistische Selbstverteidigung.
Auch ihre Kenntnisse im Karate konnten die Teilnehmer bei verschiedenen Karateeinheiten unter Leitung von Alf Lehmann, Martin Nienhaus und Phong Nguyen vertiefen.
Wolfgang Stramka referierte zudem über Biomechanik im Karate und gesundes Training.
Nach dem Lehrgang fand eine Prüfung zum Gelb- bis Blaugurt statt. Prüfer Wolfgang Stramka freute sich über die guten Leistungen und gratulierte allen elf Prüflingen zur neuen Graduierung.
Den Lehrgang ließen alle Teilnehmer bei einer Party ausklingen.
So erlebte Chris Quent seinen ersten Ryu-Shukai-Lehrgang:
"15. Ryu Shukai (Treffen der Stile) am 12.11.2016 veranstaltet und ausgerichtet vom TSC Eintracht Dortmund – ein Erlebnisbericht
Am Samstag um 06:45 Uhr beginnt der Morgen recht hektisch. Was bewegt, am Wochenende so früh aufzustehen? Die Hoffnung auf Spiel, Spaß und Bewegung mit ganz viel Lachen, Schweiß, ein wenig Schmerz (der guten Sorte) und eben Wärme. Mit einem Freund erst mal Kaffee trinken und noch ein wenig quatschen. Musste nochmal kurz nach Hause. U-Bahn verpasst. 12 min warten. Tasche packen und so weiter. Eigentlich war ich mit Lars – wir trainieren zusammen beim Karate Dortmund e.V. – um 08:30 vor dem Eingangsportal des TSC Eintracht Dortmund verabredet. Das schafften wir beide nicht. Um circa 08:45 erreichte ich endlich das Vereinsgebäude. Welches nun wirklich ein Wespenbau ist, es sollte den halben Tag dauern, bis ich mich so richtig orientiert habe. Liegt aber auch an meinem schlechten Orientierungssinn. Bei Phong (5. Dan, Shotokan) für den Lehrgang anmelden. Kostenpunkt 20,00 Euro. Angesichts solch eines Umfangs an kompetenten Referenten der unterschiedlichen Kampfkunststilrichtungen mehr als fair. Zu den Referenten gleich zum Teil mehr.
Nach Anmeldung als erstes „Warm up“ mit Wolfgang (5. Dan Shotokan, 5. Dan SOK, Leiter der Karate-Abteilung des TSC Eintracht Dortmund), wo ich auch endlich auf Lars traf. Jetzt reset. Wolfgang schaffte es mit seinen Übungen, den „Stress“ des Morgens vergessen zu lassen. Das „Qi“ fließt, Wärme durchströmt den Körper. Ich komme an und entspanne mich. Nach diesem ersten „Wohlfühlprogramm“ zusammen mit Lars zum Aikido-Schnupperkurs geleitet von Axel (3. Dan Aikido), ebenfalls TSC-Eintracht Dortmund.
Axel erläuterte uns zunächst den historischen Ursprungs des Aikido (Ai Harmonie, Ki Lebensenergie, Do Weg) als Selbstverteidigungssystems entwickelt für die japanischen Samurai. Dann ging es an das Praktische mit und ohne Bokken/Bokuto, ein japanisches Holzschwert. Dass Aikido wohl eine der „weichsten“ Formen der (modernen japanischen) Kampfkünste ist, hatte ich zuvor das ein oder andere Mal aus unterschiedlichen Quellen gehört, hier aber zum ersten Mal erfahren. Ich trainierte mit Lars zusammen verschiedene Angriffs- und Verteidigungstechniken. Ziel war immer die Körperenergie des Trainingspartners (im Ernstfall Gegner) zu nutzen, um ihn zu werfen oder zu hebeln, seine eigene Energie ohne große Kraftaufwendung gegen ihn selbst zu richten oder abzuleiten. Während der gesamten Einheit herrschte eine angenehm-entspannte Atmosphäre, geradezu friedlich.
Hiernach stand Modern Arnis auf unserem Lehrgangsprogramm. Modern Arnis ist eine philippinische Kampfkunst. Anders als traditionelle philippinische Kampfkünste, handelt es sich hierbei hauptsächlich um das Kämpfen mit Hieb-, Stich-, und Schlagwaffen, bzw. gegen Gegner mit eben solcher Bewaffnung. Lars und ich stellten für uns relativ schnell fest, dass dies nicht unser „Sport“ werden wird. Dennoch hatten wir während der Einheit viel Spaß, was unter anderem auch an den sehr lockeren Referenten lag. Sie haben mit großem Enthusiasmus einen Einblick in ihrer Kunst gegeben.
Hiernach gab es endlich die Möglichkeit, zu Mittag zu essen. Im vereinseigenen Restaurant gab es für 5 Euro eine reichliche Portion Spaghetti Bolognese mit und ohne Fleisch. Somit waren auch die Vegetarier unter uns gut versorgt. Nach circa einer Stunde Mittagspause, ging es weiter im Programm. Lars und ich entschieden uns für Phongs Kumite Einheit. Eine gute Wahl, soviel wie hier haben wir den ganzen Tag noch nicht geschwitzt. Phong versorgte Körper und Geist ausreichend mit sogenannten „Drills“. Eins „Kizami-Zuki, Age-Uke“. Zwei „Gyaku-Zuki, Uchi-Ude-Uke“. Drei „Mawashi-Geri, Gedan Barai“, alles später auch inklusive Fegetechniken. Ich bekam unter anderem einen leichten Fauststoß von Mira ans Kinn und von Lars einen auf den Musikknochen. Ein Heidenspaß. Danach ging es zur letzten Einheit bei Horst Kallinowski.
Über diesen Mann muss nicht mehr viel geschrieben werden. 10. Dan Ju Jitsu, 3. Taek-Won-Do, 2. Dan Judo, Entwickler des Tai-Jitsu, ein Selbstverteidigungs-System. Damit bundesweit bekannter SV-Experte. Aber dies sind nur Fakten, die eigentlich nichts über diesen nun mehr über 70 Jahren alten Mann sagen, der, nebenbei bemerkt, immer noch schneller als Wolfgang Stramka ist. Ich habe ihn hier zum ersten Mal live erleben dürfen. Ein wirklich sehr beeindruckender Mann. Er zeigte uns unter anderem verschiedene Hebel-, Würge- und Wurftechniken. Aber das war nicht das Wesentliche. Mit vehementen Nachdruck forderte er uns immer wieder auf „Ruhig zu bleiben“ und „Zu atmen“. Ich, der noch damit beschäftigt war, die Ausführung der jeweiligen Technik zu erlernen, fragte mich, wieso er, er dies so stark betonte. Dies erfuhr ich erst am nächsten Morgen, nicht nur mit dem Kopf immer noch mit dem Lehrgang beschäftigt. Ich surfte mehr oder weniger wahllos rund um den Lehrgang umher und fand einen Zeitungsartikel der WAZ aus dem Jahre 2010 über Horst Kallinowski. Nach Lektüre des besagten Artikel, habe ich es verstanden. Ich werde das mit dem Atmen nie wieder vergessen. Der Artikel kann hier aufgerufen werden: http://www.derwesten.de/staedte/dortmund/erzogen-von-rohrstock-und-faust-id2856246.html
P.S. : Allen Karatekas, die eine Prüfung abgelegt und bestanden haben: Herzlichen Glückwunsch !"
links (v.l.n.r.): Mareike Kolkmann (7. Kyu), Wolfgang Stramka (Prüfer), Peter Schröder (6. Kyu), Eduard Chernavin (4. Kyu), Linn Schiffmann (4. Kyu), Michael Hähnel-Linker (4. Kyu), Martin Kleinmann (4. Kyu), Kevin Fries (7. Kyu), Volker Dietrich (7. Kyu).
rechts (v.l.n.r.): Lilian Hachenberg (8. Kyu), Wolfgang Stramka (Prüfer), Matej Ruzik (8. Kyu).
Alf Lehmann erklärt die Kata Sepai.
links: Wolfgang Stramka referiert über gesundes Training und Biomechanik im Karate.
Mitte: Horst Kallinowski demonstriert Abwehrtechniken gegen einen Würgeangriff.
Phong Nguyen zeigt Kombinationen fürs Kumite.